„Ein schwarzer Kristall, der sich langsam vor schweflig
gelbem Hintergrund drehte und dabei seine bedrohliche Schönheit
offenbarte. Schwarz war, wie Boro Shufman mit erkaltendem Rücken
spürte, nicht nur die Farbe dieses Kristalls sondern
sein Wesen.
Shufman fühlte sich sofort an die Schneeflocken erinnert;
sie waren von ähnlicher Form gewesen wie dieser Kristall.
Aber sie hatten nicht diese Perfektion aufzuweisen gehabt,
nicht diese Regelmäßigkeit, das vollkommene Ebenmaß aller
Teile und Proportionen.
Einzelheiten konnte man nicht erkennen, immer nur für
Sekundenbruchteile offenbarte der Kristall einen Teilaspekt
seines Aussehens. Er schwebte in der Luft und drehte sich langsam
um seine vertikale Achse ohne einen Laut zu verursachen, und
Boro Shufman wusste plötzlich, wem er gegenüberstand:
dem zu Kristall gewordenen Tod. Er begann sich zu bewegen,
er konnte nicht anders.
So schrecklich anzusehen dieses Gebilde war, es hatte etwas
an sich, das Boro Shufman nirgendwo sonst auch nur näherungsweise
gesehen oder erlebt hatte. Dieses Gebilde war perfekt.
Er wusste es, spürte es in seinem ganzen Körper.
Er hatte nicht den geringsten Zweifel: Dieser schwarzstrahlende
Kristall, dieser frostige Tod, war auf seine Weise vollkommen.
Tod und Vollkommenheit – zwei Begriffe, die Boro Shufman
niemals miteinander zu verbinden gewagt hätte. Aber es
war so, er konnte es sehen und spüren, und er konnte
nicht anders handeln.
„Zurück!“, rief jemand. Aber Shufman nahm die Stimme kaum
wahr. Der Terraner wusste, dass er diesen Weg jetzt gehen musste. Wenn die
anderen den Pfad vor sich nicht sahen, kein Auge hatten für
die Perfektion des Bildes, dann war es ihr Problem.
Er wusste, was er zu tun hatte ...“
Mit diesen Worten beschrieb Peter Terrid in seinem 1994 erschienen
PERRY RHODAN-Roman »Auf der Welt der Kristalle«,
wie der terranische Ortungsspezialist Boro Shufman in der unwirklichen
Welt der Abruse sein Ende findet. Am 8. Dezember 1998
starb der Autor selbst – im Alter von nur neunundvierzig
Jahren – in seiner Wohnung in Köln-Porz an Herzversagen.
Unter seinem bürgerlichen Namen Wolfpeter
Ritter wurde
Peter Terrid am 15. Januar 1949 in Krefeld-Uerdingen geboren.
Nachdem er am naturwissenschaftlich-mathematischen Zweig eines
Gymnasiums das Abitur abgelegt hatte begann er im Wintersemester
1969/70 das Studium der Fächer Englisch und Geschichte,
mit dem Ziel, Lehrer zu werden.
Später beschloss er, die
Laufbahn eines Journalisten einzuschlagen, und studierte daher
neben Geschichte Soziologie und Politische Wissenschaften.
Vom Beginn des Studiums an schrieb und veröffentlichte
Wolfpeter Ritter unter seinem Pseudonym Peter Terrid Science
Fiction-Romane.
Schon im Dezember 1970 wurde sein im Vorjahr
verfasster Erstling »Das Pendel der Zeit« als TERRA
NOVA-Bd. 1958 publiziert. Bevor Terrid diesen Roman allerdings
beim Verlag einreichte, hatte er ihn PERRY RHODAN-Autor Hans
Kneifel vorgelegt, der den Text gleich viermal umschreiben
ließ, bevor er ihm druckreif erschien.
In kurzem Abstand folgten weitere TERRA NOVA- und TERRA-ASTRA-Romane,
darunter die prächtigen Space Operas »Entscheidung
auf Inferior«, »Schlüssel zur Ewigkeit«, »Im
Auftrag des Malagathen« und »Die kosmische Auktion«,
die zwar in sich abgeschlossen waren, aber vor dem gleichen
kosmischen Hintergrund spielten.
Die positive Resonanz, auf die Terrids Romane stießen,
veranlasste Pabel-Moewigs SF-Redakteur Günter M. Schelwokat,
den jungen Autor 1973 in das Autorenteam
der neugestarteten Fantasy-Serie DRAGON zu berufen. Mit Bd. 9 »Raub der
Prinzessin« und Bd. 31 »Danilas Welt« lieferte
Peter Terrid allerdings nur zwei Beiträge zu dieser Serie,
die ohnehin nach 54 Ausgaben eingestellt wurde.
Der talentierte
Autor erhielt jedoch schon während seiner Tätigkeit
für DRAGON die Chance, bei ATLAN mitzuschreiben. Sein
erster ATLAN-Roman erschien 1974 unter dem Titel »Der
Negativ-Kontakt«. Seine Begabung, Abenteuer an farbenprächtigen
Schauplätzen auszufabulieren, machte Terrid zum geeigneten
Berichterstatter über die Abenteuer des jungen Kristallprinzen
im feudalistischen Großen Imperium der Arkoniden. Dabei
machte er sich besonders um die Charakterisierung des irdischen
Barbaren Ra verdient, führte aber auch eigene Personen
wie den Con-Treh Bel Etir Baj.
Kurz vor Marianne Sydow, die
sich ebenfalls bei ATLAN bewährt hatte, wurde Peter Terrid
schließlich 1976 zur Mitarbeit an Pabel-Moewigs SF-Flaggschiff
PERRY RHODAN eingeladen. Sein Debüt gab
er im Juni
1976 mit Bd. 775 »Die Herren von Sh’dont«,
einem nicht sonderlich aufsehenerregenden Roman.
Während er
an der ATLAN-Serie bis zu deren Einstellung im Jahr 1988 mehr
oder weniger beständig mitschrieb und insgesamt 74 Romane
beisteuerte, kam es bei PERRY RHODAN schon nach dem 1977 erschienenen
Bd. 811 »Begegnung auf Olymp« zu einer längeren
Pause.
Peter Terrids chronische Terminüberziehungen wurden
von der Redaktion in Rastatt als zu große Belastung für
die zeitlich streng organisierte Produktionsweise der Welt
größter SF-Serie eingeschätzt.
Erst Anfang
1980 erschien mit Bd. 966 »Der letzte der Mächtigen« ein
neuer und zugleich außerordentlich beeindruckender PERRY
RHODAN-Heftroman von Peter Terrid. Obwohl die folgenden Romane
durch die Bank qualitativ ansprechend waren, endete das neuerliche
Intermezzo schon rund ein Jahr später mit Bd. 1037, aus
den gleichen Gründen wie beim ersten Mal.
1984 steuerte
Terrid mit Bd. 1217 einen weiteren Roman zur PR-Serie bei.
Von Anfang an schrieb Peter Terrid an MYTHOR, der 1980
gestarteten zweiten Fantasy-Serie des Pabel-Verlags, mit. Hier endete seine
Mitarbeit erst, als die Serie Ende 1985 eingestellt wurde.
Da genau zur gleichen Zeit auch TERRA
ASTRA, das letzte Glied
einer traditionsreichen Kette von SF-Reihen, beendet wurde,
die schon 1957 mit TERRA begonnen worden war, wurde Terrid
eines weiteren Publikationsforums beraubt.
Hier hatte er einundzwanzig
seiner beliebten TIME SQUAD-Romane veröffentlicht, eines
Romanzyklus um die Agenten einer Zeitschwadron, die durch unterschiedliche
Epochen der Erde und anderer Welten zu reisen hatten – natürlich
um die Menschheit zu retten. Der erste Roman dieser Serie war
unter dem Titel »Die Zeitschwadron« bereits 1977
als TERRA ASTRA-Bd. 282 erschienen.
Der Zusammenbruch des SF- und Fantasy-Heftromanmarktes in
der Mitte der achtziger Jahre zwang den Science Fiction-Autor
Wolfpeter Ritter, sein Brot anderweitig zu verdienen. Schon
in den Siebzigern hatte Wolfpeter Ritter JERRY-COTTON-Krimis verfasst und unter
dem Pseudonym John Catlin sogar drei
Western.
Den Kriminalroman »Ein
Nebenbuhler führt Regie« hatte 1978 als unter seinem
bürgerlichen Namen als Bastei-Taschenbuch veröffentlicht.
Nun schrieb er unter als Pierre Lykoff vier Romane der nach
ihrer Neuauflage kurzfristig und mit nur geringem Erfolg weitergeführten
Pabel-Horrorserie DÄMONENKILLER. Unter
dem Decknamen Patrick Wynes lieferte er Beiträge zur äußerst kurzlebigen
Krimiserie DIE KATZE, und unter dem ähnlich klingenden
Pseudonym Patricia Wynes veröffentlichte er Romane in
Pabels Frauen-Schauer-Reihe GASLICHT.
Seinen humoristischen
Fantasy-Roman »Im Reich der Jadegöttin« brachte
Terrid 1996 beim Blitz-Verlag unter. Es war das erste Werk
des Autors, das als Hardcover erschien.
Trotz seines vorübergehenden Ausscheidens aus dem PERRY
RHODAN-Heftautorenteam und der Einstellung der ATLAN-Serie
blieb Peter Terrid dem Kosmos des unsterblichen Weltraumhelden
treu.
Seit 1978 lieferte er regelmäßig Beiträge
zur PERRY RHODAN-Taschenbuch-Reihe, insgesamt zweiundzwanzig
Romane.
Als guter Kenner der PERRY RHODAN-Serie machte es sich
Terrid von Anfang an zum Anliegen, offen gebliebene Handlungsstränge
wiederaufzunehmen und ungeklärte Rätsel zu lösen.
Schon sein erstes PR-Taschenbuch, »Unsterblichkeit x
20«, war von dieser Art und beschäftigte sich mit
dem Verbleib jener 20 Zellaktivatoren die Perry Rhodans Sohn
Thomas Cardif in der Frühzeit der Serie dem Unsterblichen
von Wanderer abgeschwindelt hatte, um sie den Antis zu übergeben.
»Duell
der Unsterblichen« griff Unstimmigkeiten um den Tod Thoras,
Perry Rhodans erster Ehefrau, auf, und »Expedition der
Todgeweihten« widmete sich dem Schicksal derjenigen Zellduscheempfänger,
deren Traum von der Unsterblichkeit nach der Zerstörung
der Kunstwelt Wanderer abrupt endete. Die Heftserie hatte sie
einfach links liegen lassen.
Auch Peter Terrids letztes Taschenbuch, »Geheimkommando
IPRASA«, beantwortete eine offene Frage und beschrieb
Atlans Verwicklung in den mysteriösen Tod der arkonidischen
Imperatrice Theta von Ariga, etwas was in den Anfangsbänden
des aktuellen Thoregon-Zyklus nur angedeutet worden war.
Den lebhaftesten Widerhall aber fand das im März 1987
erschienene PERRY RHODAN-Taschenbuch 288 »Schmied der
Unsterblichkeit«, in dem Peter Terrid ein weiteres ungeklärt
gebliebenes Rätsel der PR-Serie löste: die Herkunft
der Zellaktivatoren der Meister der Insel. Offenbar in Unkenntnis
dieses Romans – Terrid gehörte zu dieser Zeit nicht
zum Team der PERRY RHODAN-Heftautoren – entwarfen die
Exposé-Autoren Ernst Vlcek und Kurt Mahr vier Jahre
später einen abweichenden Handlungsbogen um die Ursprünge
der MdI-Aktivatoren und bauten ihn in den Linguiden-Zyklus
ein. Dieser inhaltliche Widerspruch – ausgerechnet im
beliebten MdI-Komplex – wurde im PERRY RHODAN-Fandom
lauthals diskutiert, und nicht wenige fanden, Peter Terrids
Version sei die bessere. Uwe Anton machte die zweifache Erklärung
der MdI-Zellaktivatoren sogar noch 1998 zu einem Gegenstand
seines Romans »Statistiker des Tode«. Und Rainer
Castor entwickelte wenig später im Anschlussband des Traversan-Zyklus
eine plausible Erklärung für den leidigen Widerspruch,
wohlgemerkt eine, die Peter Terrids Darstellung den Vorrang
gab.
Als der Linguiden-Zyklus zu Ende ging, rief PERRY
RHODAN-Redakteur
Florian Marzin Peter Terrid ins Autorenteam der Heftserie zurück.
Terrids Comeback-Roman »Der Tag des Zorns« war
ein Paukenschlag, ein Spiel mit einer sich schnell verändernden
Realität, das dem Autor mit dem Hang zur Ironie die Gelegenheit
gab, die vertrauten und liebgewordenen Serienhelden einmal
in einer anderen, boshaften Weise zu präsentieren.
Die PERRY RHODAN-Heftleser lernten nun ein deutlich gereiften
Peter Terrid kennen, einen, der in seinen Romanen immer ein
wenig mehr transportierte als die schlichte Fortführung
der Serienhandlung. Strahlende Helden waren nicht seine Sache,
schon eher naive Draufgänger wie der junge arkonidische
Raumsoldat Kamurte, der in PR-Bd. 1924 »Intrigen auf
Arkon« lernen musste, dass die Wirklichkeit nichts zu
tun hat mit dem tumben Heldentum gängiger Trivideo-Serien.
Auch gegen die Eindimensionalität der Haupthandlungsträger
lehnte sich Peter Terrid auf.
1993 übernahm er »Der
Henker von Sloughar«, einen ursprünglich für
Clark Darlton vorgesehenen Gucky-Roman. Das Experiment gelang,
und Terrid schrieb in der Folgezeit wiederholt über den
Mausbiber. Dabei legte er Wert darauf, dass Gucky nach all
den Jahrhunderten kein ewiger Spaßmacher mehr sein konnte,
dass der Mausbiber vielmehr eine tragische Figur war, ein einsames
Wesen, das seit einer Ewigkeit keinen Artgenossen mehr zu Gesicht
bekommen hatte. Dieser intelligente Ansatz wurde von einigen
anderen Autoren des PERRY RHODAN-Teams bedauerlicherweise vollständig
ignoriert.
In dem Doppelband 1815/16 »Rätselwelt
Galorn« und »Hüter der Glückseligkeit« demonstrierte
Terrid 1996 schließlich, dass auch in dem uralten Protagonistengespann
Perry Rhodan/Reginald Bull noch jede Menge Spannung steckte.
Der respektlose Humor Terrids blitzte auf, als der Tasch-Ter-Man
Dyn-Qar in »Rätselwelt Galorn« vermutete,
der etwas kleinere und rundlichere Reginald Bull sei Perry
Rhodans Weibchen.
Terrid entwickelte nicht nur die Hauptpersonen der PERRY
RHODAN-Serie weiter, er steuerte auch eigene, nicht selten
kauzige Figuren bei, denen einiges seiner eigenen Persönlichkeit mitgab.
Zu ihnen gehörte der Detektiv Orpheus
Chambers, der seinen
Einstand in PR-Bd. 1743 »Digital-Gespenster« gab
und den der Autor noch einmal in »Gesänge aus der
Unterwelt«, dem PERRY RHODAN-Taschenbuch 400, auftauchen
ließ. Den Namen hatte Peter Terrid, der bei der Arbeit
gerne den Sender Klassik-Radio hörte, dem dort oft gespielten
Orpheus Chambers Orchestra entlehnt.
Der Held seines letzten PERRY RHODAN-Romans – der unvollendete
blieb und von Arndt Ellmer zu Ende geschrieben wurde – führt
als stellvertretender Feuerleitchef der MERLIN das Kommando
eines Landetrupps auf dem von den Algiotischen Wanderern besetzten
Planeten Thagarum an. Er trägt nicht von ungefähr
den Namen Patrick Wynes, jenes Pseudonym, das Peter Terrid
bei seiner Tätigkeit für DIE KATZE benutzte.
»… hieß Patrick Wynes«, konnte man da über den
Offizier mit dem üppigen Schnurrbart lesen, »und war Terraner, maß 1,60
Meter bei einer Schulterbreite von 1,20 Metern. Er wog hundert Kilo und legte
Wert darauf, dass diese hundert Kilo alles Muskeln waren. Als erfahrener Judo-
und Karatekämpfer nahm er es sogar mit dem Epsaler auf.«
Eine Beschreibung,
die Peter Terrid sicherlich gefallen hätte.
Die letzte Szene mit Patrick Wynes zeigt den kleinen Feuerleitoffizier
nach Abschluss des Einsatzes im Gespräch mit dem Kabinenservo:
»›Du möchtest bestimmt etwas essen, Patrick.‹
›Trinken, nur trinken. Einen gepflegten Rotwein.‹ Er lächelte
versonnen vor sich hin.«
Dass er nicht nur mit Menschen, sondern auch mit dem völlig
Fremden umgehen konnte, bewies Peter Terrid in dem »Hyzzak« betitelten
PR-Bd. 1747, der wohl faszinierendsten Darstellung der Abruse.
Psychologie und soziologische Experimente interessierten
Peter Terrid mehr als Raumschifftriebwerke und Waffensysteme.
Für
ihn stand nie die Technik im Mittelpunkt, sondern ihre Auswirkungen
auf das menschliche Leben.
So beschäftigte er sich beispielsweise
als einer der ersten mit den submarinen Tasei-Städten
der Erde.
In seinem Space Thriller »Eine Welt für
Mörder« experimentierte er mit einer virtuellen,
allerdings ein wenig zu leicht durchschaubaren Variante des
Strafvollzugs.
In phantastischerer, aber auch beunruhigenderer
Weise hatte er in dem PERRY RHODAN-Doppeltaschenbuch 322 und
339 »Das Paradies und der Tod« und »Die andere
Seite des Todes« mit einer Auflösung der Wirklichkeit
gespielt.
Insgesamt verfasste Peter Terrid 22
PERRY RHODAN-TASCHENBÜCHER.
Wie hoch die damalige PERRY RHODAN-REDAKTION seine literarische
Qualität einstufte, belegt, dass sie ihm 1996 auch die
Jubiläumsausgabe 400 der traditionsreichen Reihe anvertraute.
Die Installation der PERRY RHODAN-Homepage bescherte Peter
Terrid eine weitere Aufgabe:
Er gestaltete
den ersten interaktiven PERRY RHODAN-Roman, wobei er
auf das Raumschiff EOS aus seinen PR-Tbs »Traumschiff
der Sterne« und »Im Nichts
gestrandet« zurückgriff.
Bei der Weiterentwicklung
der Geschichte musste Terrid feststellen, dass die Leser, die
per Internet über den Fortgang der Handlung mitbestimmten
konnten, oftmals viel konventioneller dachten als der Autor
selbst.
Als Peter Griese 1996 überraschend starb, übernahm
Peter Terrid den ihm betreuten PERRY RHODAN-COMPUTER. Am Ende
eines jeden Heftes konnte Terrid nun über die aktuelle
PR-Handlung spekulieren oder Parallelen zwischen der PERRY
RHODAN-Zukunft und der realen Gegenwart ziehen. Recht oft nahm
er die Serienhandlung zum Anlass, um essayhaft Fragen philosophisch-weltanschaulicher
Natur zu diskutieren, die ansonsten in einem PERRY RHODAN-Heft
kaum Platz gefunden hätten. Dem scharfsinnigen und wortgewandten
Analytiker war diese Aufgabe wie auf dem Leib geschneidert.
Peter Terrid war alles andere als ein Elfenbeintürmer,
immer wieder trieb es ihn die Nähe der Fans.
Gern besuchte
er Cons – und wurde dort dennoch nicht gesehen, denn – eher
klein und gedrungen von Gestalt – war der Autor stets
von einer Schar seiner Anhänger umlagert und verdeckt.
Für die Umstehenden lohnte sich dies stets, denn Terrid
war ein eloquenter und ungemein unterhaltsamer Plauderer. Ob
auf dem Podium oder in lockerer Runde – er verstand es,
seine Gedanken spontan in pointierten, wohl gesetzten Formulierungen
auszudrücken.
Unvergesslich ist für mich, wie er
in Sinzig – ohne Respekt vor den Legenden der PR-Serie – eine
Raumschlacht zwischen zwei Schiffsverbänden im interstellaren
Leerraum mit dem Duell zweier Mückenschwärme über
dem Pazifischen Ozean verglich, oder gemahnte, dass die Handlung
nicht von der nackten Logik bestimmt werden dürfe. Auch
wenn dies völlig unvernünftig sei, wenn Karl Mays
Old Shatterhand dem besiegten Feind seine Waffen zurückgebe,
so sei doch nicht die pathetische Wirkung solcher Szenen zu
verachten.
Entsprechend bemühte sich Terrid in seinen
Romanen, den Nimbus eines Perry Rhodan wieder spürbar
zu machen ... zu zeigen, warum die Terraner für ihn durchs
Feuer gingen.
Wohl jedem Con-Besucher, der ihn so kennenlernte, hat sich
Wolfpeter Ritter als faszinierender, aufmerksamer und ehrlicher
Gesprächspartner in die Erinnerung eingeprägt, ein
Autor fern jeder Arroganz und Attitüde.
Seiner Neigung zu skurrilem Humor und seiner Lust am Kochen
ließ Peter Terrid 1998 auf dem Con in Garching gleichermaßen
freien Lauf, als er einen Programmpunkt mit Rezepten aus dem
Perryversum gestaltete. Keinesfalls sollte man vergessen, den
lhumidischen Tang unter Verwendung von Handschuhen abzukochen,
damit er seine nesselnde Wirkung verliert. Und der lhumidische
Seehund, aus dem die Maden stammen, mit denen der Tang garniert
wird, muss mindestens schon 14 Tage tot sein. Die Maden werden
in einer hellroten, sämigen Sauce erhitzt, die aus der
Körperflüssigkeit des Seehunds gewonnen wird …
Auch ansonsten war Peter Terrid nicht öffentlichkeitsscheu.
1997 bestritt er an der Robert-Wetzlar-Schule
in Bonn mit PR-Fan Werner Fleischer und der damaligen Juso-Vorsitzenden
Andrea Nahles eine Podiumsdiskussion zum Thema »Lesen ja – aber
Heftromane?«.
Eine seiner Thesen war die, dass der Trivialroman
die Botschaft vermittle, die Welt bestünde aus lösbaren
Problemen.
Kein Lebender weiß etwas über die Wirklichkeit
des Sterbens. So bleibt uns, die wir zurückblieben, nur
die Hoffnung, dass Wolfpeter Ritter in seinem Tod etwas ähnlich
Grandioses erlebt hat wie seine Romanfigur Boro Shufman. Niemand,
der Peter Terrid jemals kennenlernte – sei es als Autor,
sei es privat – , wird ihn jemals vergessen.
Niemand,
der Peter Terrid jemals kennen lernte,
sei es als Autor, sei
es privat, wird ihn vergessen.
© Michael Thiesen
in: "Mitten drin statt nur dabei" - Peter Terrid
Gedenkband, 2004, TCE
( hier in der 2008 leicht überarbeiteten Version)